Heute befassen wir uns mal mit einem mir sonst recht fremden Bereich des
kreativen Arbeitens: mit den kreativen Maschen von Autohändlern.
Ja, richtig gelesen. Autohändler.
Mit denen hatte ich die vergangene Woche zu tun, weil ich blöderweise mein
Auto verkaufen wollte. Denn: Es stand jetzt ein Jahr lang in der Einfahrt
und wurde so gut wie nie gefahren — ich hatte also schon länger das Ge—
fühl, dass genau jetzt der richtige Zeitpunkt wäre, etwas für den Umwelt—
schutz zu tun und endlich komplett auf Rad und Öffentliche umzusteigen.
Nun wurde auch noch der TÜV fällig — und so schritt ich zur Tat.
Ich muss dazu sagen: Ich mochte dieses Auto wirklich gern. Es ist ein gutes,
hübsches, treues und wirklich verlässliches Auto. Also sollte es auch ei-
nen guten, treuen und verlässlichen neuen Besitzer bekommen. (Hübsch war
eigentlich nicht so wichtig. Oder naja, zumindest gepflegt. ;—))
Das jedenfalls war der Plan. Ich putzte und perfektionierte mein Auto also
in mühevoller und stundenlanger Kleinstarbeit. (Kennt ihr die Serie “Wunder-
bare Jahre”? Die Folge, in der sie das Auto verkaufen? Daran musste ich
ständig denken.) Dann stellte ich eine Anzeige ins Internet — und dann
meldeten sie sich. Nicht die entspannten Studenten oder gechillten alter—
nativen Typen, nein – die Autohändler. Sie krochen aus ihren Löchern und
versuchten, mit ihren gierigen Krallen meinen letzten Rest Sturheit weg—
zukratzen. (Man hört es, ich bin noch ziemlich genervt. ;—))
Nun bin ich aber erfahrene Ebay-Kleinanzeigen-Verkäuferin und damit so
einiges gewohnt. Ich weiß, auf welche Anfragen ich gar nicht erst antworten
brauche und dass man beim ersten Telefongespräch keinesfalls weich erschei—
nen darf. Ich weiß, dass einen immer alle runterhandeln wollen und dachte,
ich wäre gewappnet. War ich aber offensichtlich nicht. Denn nachdem mir unge—
fähr klar wurde, dass ich a) dieses Auto niemals an eine nette Privatper—
son verkaufen würde, und b) wieviel die Autohändler—Szene offenbar bereit
war, für mein Auto auszugeben. führte ich ein Telefonat mit einem sehr
freundlichen Herren, der mir versprach, das Auto zu kaufen, und zwar für
den Betrag X. Ich wiederholte mehrmals: Es gibt dann kein Theater mehr? Sie
haben den Betrag X dabei und kaufen mir das Auto dafür ab? Ja, versprochen,
sagte er. Ihr ahnt es schon: Er kam, tat blöd rum, und sagte dann: Was
wollen Sie haben? Ich erwiderte: Betrag X, wie wir besprochen haben. Er
schüttelte den Kopf und meinte: Das ist das Auto nicht wert. Und wisst Ihr
was? Ich habe ihn rausgeschmissen. Sofort. Ohne Wenn und Aber.
Denn Versprechen sind nunmal für eine einzige Sache da: um gehalten zu wer-
den. Das hat mit Zuverlässigkeit zu tun und mit Respekt. Das gilt für jeg-
liche Bereiche in unserer Gesellschaft. Für Beziehungen, Freundschaften, das
Geschäftsleben — und sogar für die fucking Autohändlerszene. (Sag ich. ;-))
Wem ich es nun verkauft habe? Einem Autohändler. Der nix versprochen hat,
sondern gesagt hat, er schaut es sich erst an, dann kann er was sagen. Na-
türlich habe ich meinen Betrag X nicht bekommen. Aber meinen Stolz behalten.
Und der war mir wichtiger.
Hier gibt’s die Wunderbare-Jahre-Autoverkaufs-Folge. 🙂 (Die Putzszene beginnt ab 12.30 Minuten.)