Jeder Mensch macht Fehler. Schon klar. Nur: Ich möchte halt nicht zu denjenigen gehören, die jetzt gerade einen Fehler machen. Ich habe schon ziemlich viele Fehler gemacht, meines Erachtens würden die absolut reichen für ein Menschenleben. Gut, das Schicksal oder das Universum oder mein Unvermögen sind da offenbar anderer Meinung. Denn: Ich mache leider immer noch Fehler. (Neinnn!, sagt ihr jetzt alle in eurer unnachahmlichen Louis-de-Funès-Art. Doch!, sage ich. Ohhh!, raunt ihr.) Ja, ich mache Fehler. Große Fehler. Immer wieder. (Und nein, damit meine ich nicht die vielen Tippfehler, die ich hier an der Schreibmaschine produziere, denn die bessere ich einfach mit Tipp-Ex aus und dann existieren sie nicht mehr. Hi hi.) Glücklicherweise haben meine Fehler bisher niemanden schwer verletzt oder gar umgebracht – aber mich selbst bringen sie ab und an echt um.
Letzte Woche zum Beispiel. Da habe ich einen wirklich bescheuerten Fehler gemacht. Ich habe meinen Jahreskalender 2019 gezeichnet, eingescannt und drucken lassen. 6o Stück. (Ich habe einen Etsy-Shop, in dem ich selbstgezeichnete Karten und Kalender verkaufe, so als lustiger kreativer Nebenjob.) Die gedruckten Kalender, 60 Stück, wurden dann geliefert, ich fand sie sehr gelungen, also fotografierte ich sie und schickte die Fotos herum. Ich freute mich ziemlich unbändig. Bis ich plötzlich eine Nachricht von einer Freundin bekam: Ob die Überschrift “Jahreskalendender” denn von mir so gewollt sei?
Wie bitte?
Erst musste ich lachen. Dann fast weinen. Ich starrte auf meine Kalender. Dort stand es, 60 Mal, groß und breit und fett: Jahreskalendender. (Ihr dürft alle laut lachen, mittlerweile habe ich es schon verkraftet.) Aber erst einmal stand ich unter Schock. Denn: SO ETWAS passiert doch nur den anderen! Nachlässigen Menschen, die ihre eigenen Texte nicht mehr durch-lesen. Aber doch nicht mir! Schon gar nicht bei einem Kalender, für den ich Stunden gebraucht habe, um ihn zu zeichnen. Ich habe ihn mit Bleistift entworfen, dann mit Fineliner nachgezeichnet, und schließlich mit Filzstiften ausgemalt… (Was? Dreimal denselben Fehler nachgemalt, fragt ihr auch jetzt? JA, verdammt nochmal!)
Glaubt mir, ich war von mir selbst zutiefst enttäuscht. Ich war stinksauer. Wie man nur so bescheuert sein kann, das fand ich unglaublich.
Am unglaublichsten aber fand ich die Reaktionen, die ich von Zeichner-Koleginnen in einer Facebook-Gruppe bekommen habe, in der ich meine Verzweiflung kund tat. Sie meinten quasi unisono: Verkauf sie doch trotzdem! Ist doch lustig! Zuerst dachte ich: Die spinnen doch. Fehlerhafte Kalender verkaufen. Dann: Habe ich es mir anders überlegt. Und die Kalender bei Etsy reingestellt: Als außergewöhnliche einzigartige KalenDENder. Und wisst ihr was? Am ersten Tag wurden schon vier Stück bestellt. Vier Stück! Die Welt fasziniert mich. Vielleicht kann ich mich doch damit abfinden, zu den Menschen zu gehören, die Fehler machen. Ab und zu, jedenfalls. (Ich betone: ab und zu! Nicht, dass das Schicksal, das Universum oder mein Unvermögen noch auf dumme Gedanken kommen.)